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Einerlei 
„Magritte 2.0 – Der Verrat am Verrat“ 2006
(62 x 85cm = Originalgröße der Vorlage, Öl auf Leinwand)

Magritte malte 1929 ein Bild von einer Pfeife. Darunter schrieb er „Ceci n´est pas un pipe“, dies sei keine Pfeife. Und als ob Künstler ihre Motive für Realien halten würden, wurde das Bild für diesen, faszinierenderweise weder wahren noch gelogenen, Satz berühmt. Letzteres lag nicht unwesentlich daran, dass die Künstler dieser Zeit gerade dabei waren, die sog. Klassische Moderne zu erfinden, also ein Kunstkonzept, bei dem die Vermischung von Wirklichkeit mit Traum, Fiktion oder Unterbewusstem bzw. das Ineinander von Leben und Kunst nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht war.

Eine Kultur, bei der es dermaßen drunter und drüber ging, war dementsprechend auf klärende Hinweise a lá Magritte angewiesen. Siebzig Jahre später aber ist bei diesem „Verrat der Bilder“, so der Originaltitel, ein Update nötig, um dem Bild neben rein historischem Wert auch gegenwärtig künstlerische Geltung zu erhalten. Siebzig Jahre später weiß man, wie und wohin der Beuyssche Hase der Klassischen Moderne lief, und dass dieser Hase außer Puste kam, wie im Märchen vom Hasen und dem Igel. Auf dieses vielseitige Motiv des zwar fruchtbaren, aber nicht für seine Intelligenz bekannten Hasen spielt die ornamentale Neugestaltung des Bildhintergrunds an; der modifizierte Untertitel „Ceci n´est pas un magritte“ bezieht sich auf eine Bemerkung Magrittes, nach der es niemandem gelänge, diese Divergenz zwischen dem Zeichen und dem Bezeichneten zu schließen, oder wie er es ausdrückte „die Pfeife zu stopfen“ – was auf einer semiotischen Metaebene möglich wird: Dies ist definitiv kein Magritte.